Collina Strada ist eines dieser Labels, das der Mode auf einer ganz eigenen Weise begegnet. Die Designs strahlen weder Zartheit aus, noch sind sie darauf bedacht, gängigen Erwartungen zu entsprechen. Zuweilen mögen sie gar etwas „zu merkwürdig“ wirken, wie Vogue-Runway Autorin Brooke Bobb einst anmerkte. Blickt man auf die Schnitte, die mit glitzernden Schmucksteinen verzierten T-Shirts oder die Farb- und Stoffauswahl, mag so manch einer vielleicht sogar zustimmen. Und doch präsentiert Gründerin und Designerin Hillary Taymour mit ihrem Label ein ganz eigenes Schönheitsideal, das sich auch in der Modelauswahl widerspiegelt. So hüllt Taymour Frauen (teilweise auch Männer) jeglichen Alters, jeder Hautfarbe und verschiedenster Staturen in ihre Entwürfe.
In ihren Schauen, die während der New Yorker Modewoche stattfinden, findet sie Platz für relevante Themen des aktuellen Zeitgeistes. So begann etwa die Herbst 2018 Schau mit einem Gedicht über Selbstliebe, das von der Musikern Bunny Michael vorgetragen wurde, während das Ende von einer Hochzeitszeremonie gekrönt wurde, in der die Schauspielerin Sasha Frolova ein Eheversprechen an sich selbst ablegte. In der folgenden Saison widmete sich Taymour dem „Sound Bath“, einer tibetischen, meditativen Übung, und rief zu mehr Achtsamkeit und Selbstliebe auf. Auch die Modenschau der vergangenen Herbst 2019 Kollektion widmete sie einem Thema, das aktueller nicht sein könnte, und eröffnete sie mit einer Ansprache des Umweltaktivisten und Hip Hop Künstlers Xiuhtezcatl Martinez, während die Models mit Tupperware und wiederverwendbaren Flaschen über den Laufsteg liefen. Für die Kollektion verarbeitete Taymour 75 Prozent Deadstock-Material und arbeitete zusätzlich mit der Organisation 4ocean zusammen, die Abfall aus den Meeren entsorgt und recycelt. Als unfehlbar oder ausreichend bezeichnet Taymour dennoch weder sich selbst noch ihre Taten. Sie spricht offen über all die Dinge, die sie für ein „grüneres Leben“ weiterhin verbessern könnte oder müsste – und könnte auf dieser Ebene wohl gerade deshalb so viel Zustimmung erhalten.
Die Kollektionen von Collina Strada sind mal laut, mal leise, spielen mit Minimalismus und sprechen ihm doch die Zurückhaltung ab. Im Vordergrund stehen Batikmuster, transparente Stoffe und Farben, die zwischen grellen Nuancen und zarten Tönen springen. Sie sind eigen, experimentell und letztlich doch immer tragbar.
Statementshirts gelten in der Mode seit jeher als Kommunikationsmittel, das die eigene Botschaft – sei sie nun politisch oder nicht – in die Öffentlichkeit trägt, insofern sind die Modelle von Collina Strada also nichts neues. Und doch bezieht das Label mit seinen T-Shirts Position, regt somit vielleicht sogar Diskussionen an, ganz ohne dabei die Thematik selbst als Trend zu deklarieren. Vielmehr werden die Botschaften subtil in die Mode integriert, ganz selbstverständlich. In ihren Entwürfen greift Hillary Taymour Themen wie Klimawandel, Selbstliebe oder die Abtreibungsdebatte auf und spiegelt auf diese Weise die gesellschaftlichen Bereiche wider, mit denen auch sie sich persönlich auseinandersetzt.
Noch gilt Collina Strada als kleines Label, das zwischen all den großen Namen eine unbekanntere, neue Komponente bildet – vielleicht wird es die ganz großen Massen sogar nie erreichen, aber das muss ja auch gar nicht sein, denn immerhin bestünde dann die Gefahr, dass all das, was die Marke ausmacht, das Eigene, das „Merkwürdige“ also, wie Brooke Bobb es nannte, verschwindet. Anklang haben die Designs von Hillary Taymour allemal gefunden, werden von reichweitenstarken Persönlichkeiten wie Redakteurin Hannah Baxter, Künstlerin Jo Rosenthal oder Bloggerin Courtney Trop präsentiert. In die Ecke der typischen Instagram-Labels lässt sich Collina Strada aber dennoch nicht stecken und vielleicht macht gerade das es so spannend, ihrer Entwicklung zuzuschauen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf This is Jane Wayne