Verspielte Prints und fließende Stoffe im Einklang – bereits seit zehn Jahren versorgt uns das dänische Womenswear-Label Stine Goya mit femininer Kleidung. Wir trafen die Designerin zum Interview
„Fashion must be playful“ − wohl kaum ein Designer setzt sein modisches Credo so eingehend um, wie Stine Goya. Die dänische Modeschöpferin setzt auf fließende Kleider, zarte Volants und raffinierte Musterungen, dreht dem sonst so typisch skandinavischen Minimalismus bewusst den Rücken zu. Inspirieren lässt sie sich dabei von der florierenden Kunstszene, die sich schließlich gänzlich in ihren Kreationen widerspiegelt und auch in zahlreichen Kollaborationen mit Brands wie Weekday oder dem traditionsreichen Keramikhersteller Kähler wiederzuerkennen ist. Wir trafen die Designerin anlässlich ihrer Herbst/Winter 2017-Kollektion in Berlin und sprachen mit ihr über Design-DNAs und berufliche Herausforderungen:
Vor zehn Jahren hast du das erste Mal eine Kollektion auf der Kopenhagener Fashion gezeigt. Wie hast du dich damals gefühlt?
Es war erst meine zweite Kollektion und ich hatte ziemlich viele Schmetterlinge im Bauch. Backstage ging es jedoch locker zu, da einige meiner Freundinnen für mich modelten. Es war einfach eine tolle Atmosphäre. Als ich dann mitbekam, dass die Menschen draußen Schlange standen, um meine Show zu sehen, dachte ich mir „Okay, wir haben es geschafft“.
Wie haben sich deine Designs vom ersten Entwurf bis zur neuesten Kollektion verändert?
Natürlich verändert man sich, denn mit den Jahren gewinnt man viel an Erfahrung. Ich denke aber, dass ich meiner Design-DNA gegenüber immer sehr loyal geblieben bin. Es ist vielmehr die Art und Weise, in der ich arbeite, die sich geändert hat. Ich bin organisierter als am Anfang und weiß, was ich tue.
Welche Inspiration steckt hinter der Herbst/Winter 2017 Kollektion?
Für diese Kollektion wollte ich das Thema von einer philosophischeren Seite betrachten. Normalerweise lasse ich mich von Künstlern oder sehr konkreten Dingen inspirieren, aber dieses Mal habe ich einen Blick darauf geworfen, was eigentlich gerade in der Welt passiert. Zurzeit geht es so häufig darum, was uns alle voneinander unterscheidet – also dachte ich, dass es interessant wäre, mal darauf zu schauen, was uns eigentlich verbindet und was wir als Menschen gemeinsam haben. Zu politisch sollte es jedoch nicht werden, weshalb wir uns darauf fokussierten, dass wir alle einen Verstand und einen Körper haben und auf derselben Erde leben.
Hast du einen Favoriten aus der Kollektion?
Ich liebe den Bienen-Jumpsuit. Die Farbe ist toll – zwar ist sie auch sehr subtil, aber wunderbar, um etwas Buntes darunter zu tragen. Wir haben uns dieses Mal zudem auch stärker mit Strick befasst. Es gibt da zum Beispiel einen tollen, groben Strickpullover, den man ganz leicht kombinieren kann.
Welche Frau hast du im Kopf, wenn du designst?
Das ist eine gute Frage, denn eigentlich haben wir eine recht breite Kundschaft. Ich entwerfe Kleidung für Frauen, die keine Angst haben ihre Individualität mit Hilfe ihrer Kleidung auszudrücken. Da sind beispielsweise sehr junge Mädchen, die gerne Teil unseres Universums sein möchten oder Frauen meines Alters, die sehr modisch sind. Es gibt aber auch Frauen, die schon ein bisschen älter sind, auch sie sehen in unseren Designs wunderschön aus. Wenn ich designe, denke ich allerdings darüber nach, ob ich selbst es tragen würde, ob es mir leicht fallen würde, es zu stylen.
Du hast bereits mit vielen Designern und Labels zusammengearbeitet. Wie unterscheidet sich die Arbeitsweise von der, wenn du nur für dein eigenes Label arbeitest?
Für mich ist es eine schöne Herausforderung, außerhalb meiner eigenen Kollektionen zu denken. Wir machen vier Kollektionen im Jahr und Kollaborationen geben mir noch mal etwas ganz anderes. Es ist, als würde ich eine weitere Schicht auf das Unternehmen legen, die sehr interessant ist.
Was war die größte Herausforderung während deiner Karriere?
Man stößt ständig auf Herausforderungen. An eine Sache kann ich mich aber noch sehr gut erinnern: Für meine erste Showkollektion habe ich Teile mit sehr charakteristischen Prints designt. Nachdem das Supermodel May Anderson eines der Kleider trug, wollten es alle haben. Als ich schließlich die fertigen Kleider aus der Produktion bekam, sah ich, dass der Print falsch herum gedruckt wurde. Wir mussten die Kleider jedoch versenden, uns blieb keine Zeit mehr. Am Ende hat aber niemand etwas gesagt oder es gemerkt. Dadurch habe ich gelernt, dass man manchmal einfach die Augen schließen und sich sagen muss, dass es nicht das Ende der Welt ist. Es ist nur Kleidung.
Du arbeitest bereits seit zwölf Jahren in der Modebranche. Was würdest du jungen Designern raten?
Geht raus und sammelt Erfahrungen, bevor ihr euer eigenes Business eröffnet. Wenn es so weit ist, sucht euch einen Partner, der Ahnung vom Businessteil hat, denn davon lernt man an einer Designschule nicht besonders viel. Ich hatte das Glück, dass ich neugierig genug war, um mich auch mit der Businessseite zu befassen. Zudem habe ich ein Jahr in London bei unterschiedlichen Designern verbracht und wahnsinnig viel dabei gelernt. Man stellt sich die Modewelt immer so glamourös und einfach vor, deshalb ist es gut, auch mal zu sehen, wie es wirklich ist. Stine Goya
Vielen Dank für das Interview!
Dieser Artikel erschien zuerst auf L’Officiel Germany