Alexa Chung macht gemeinsame Sache mit dem englischen Traditionslabel Barbour und präsentiert gleich sieben Interpretationen der ikonischen Wachsjacken, Trench Coats und Capes. Während mit dem ersten Drop kürzlich die Modelle Pip, Patch und Edith gelauncht wurden, folgen im August vier weitere Modelle sowie passende Accessoires. Wir haben die Britin vergangene Woche zum Interview getroffen und mit ihr über die Zusammenarbeit mit Barbour, die Philosophie hinter der Kollektion und ihre Lieblingsstücke gesprochen.
6 Fragen an Alexa Chung
Der Londoner Pub „The Albion“ ist gemütlich, ein wenig dunkel vielleicht mit all seinen braunen Holztischen und Bänken. Der vordere Garten ist mit bunten Wimpeln bestückt – aus den Stoffen, die auch für das Innenfutter der Barbourjacken verwendet wurden. Das eigentliche Event wird ab 19 Uhr im hergerichteten Innenhof stattfinden, dessen Anblick bereits bei Tageslicht verspricht, zur Abendstunde ein wenig Magie zu versprühen, mit all seinen Lichtern und dem vielen Grün.
Für das Interview werde ich eine dunkle, schmale Treppe heraufgeführt, an deren Ende uns nur noch eine verschlossene Tür von Alexa Chung trennt. Nach einem kurzen Anklopfen treten wir ein, vor mir breitet sich ein länglicher, leicht schummriger Raum aus, dessen Mitte von einem breiten, gedeckten Tisch dominiert wird. Alexa selbst sitzt auf einem Sessel in der linken Ecke des Zimmers, nach einer kurzen Begrüßung nehme ich gegenüber von ihr Platz. Die Sonne scheint ein wenig durch das Fenster hinter ihr, was sie nur noch etwas zauberhafter aussehen lässt. Sie trägt ein langes, dunkles Kleid mit Blumenprint, darüber einen hellen Trench Coat aus ihrer Kollektion für Barbour. Sie wirkt gelassen und wahnsinnig nett, wie sie da so leicht nach hinten gelehnt in ihrem Sessel sitzt und die Beine überschlägt. Als ich mit dem Interview starte, gibt sie mir schon längst das Gefühl, mit einer Freundin zu sprechen.
Gab es – bezogen auf den Designprozess und modische Grenzen – Herausforderungen bei der Zusammenarbeit mit einer traditionellen Marke wie Barbour?
Eigentlich nicht, denn ich bin so ein großer Fan von Barbour, dass mir schon vorher klar war, was ich machen möchte und wie das Ergebnis aussehen soll. Es war insgesamt ein schöner Prozess, alles fühlte sich so leicht an – naja, bis auf die Zugfahrt am frühen Morgen, die war nämlich wirklich anstrengend, um ehrlich zu sein.
Arbeitet ein Unternehmen, das bereits seit über hundert Jahren existiert, anders als ein Label, das erst seit drei Jahren auf dem Markt ist?
Ja, auf jeden Fall. Für mich war es ein großer Vorteil, mit einem so etablierten Unternehmen zu arbeiten, weil dort alle wissen, was sie tun und Ahnung von dem technischen Teil der Produktion haben. Noch dazu hat Barbour dieses großartige Archiv, was den Designprozess natürlich auch erleichtert hat, weil man mit etwas arbeitet, das bereits existiert. Man kennt das Material, mit dem man arbeitet, es ist also auf vielen Wegen leichter, zwei DNAs miteinander zu vereinen.
Als ich mein eigenes Label gegründet habe, ging es hingegen vielmehr darum, völlig neue Muster zu etablieren. Ich musste bei Null anfangen, weil ich keinen Block hatte, mit dem ich arbeiten konnte. Mit Barbour war es so, dass ich mich sozusagen an einem „Greatest Hits“ Album bedienen und dann ein neues Riff austesten konnte.
Was ist die Philosophie deiner Kollektion?
Anfangs war die Zusammenarbeit wie ein Spielplatz für mich – ich habe darüber nachgedacht, wie meine Traumjacke von Barbour aussehen würde, und dann lief eigentlich alles ganz instinktiv. Es war also nicht so, dass ich sagte „Lasst uns so tun, als hätten wir das Jahr 1993“, wie man es sonst so oft macht. Es ging vielmehr darum, Spaß zu haben und wie man diese zwei Marken auf Produktebene miteinander verknüpfen könnte.
Welche Person hast du vor Augen, wenn du an die Modelle deiner Kollektion denkst?
Eine Sache, die ich so an Barbour mag, ist, dass sowohl ich die Jacken während meiner Kindheit getragen habe, als auch meine Mutter. Das zeigt, dass das Design zeitlos ist und kein Alter kennt. Genau das macht es aber auch so schwierig, einen Typ Frau zu definieren. In der Kollektion, die wir gemeinsam kreiert haben, sieht man deshalb auch verschiedene Persönlichkeiten. Und auch sonst wollte ich alles ein weniger freier interpretieren und mich von der Annahme lösen, dass Barbour meist auf dem Land getragen wird – zumindest auf mich trifft das nämlich nicht zu.
Welches ist dein persönliches Lieblingsteil aus der Kollektion?
Ich habe mir sofort das Modell „Patch“ ausgesucht und liebe es, dann kam „Glenda“ dazu und jetzt bin ich auch noch ganz vernarrt in „Pip“. Anfangs dachte ich ja, ich bräuchte nicht alle Jacken, nach ein paar Tagen habe ich meine Meinung dann aber doch wieder geändert, weil ich auf Instagram ständig meine Freunde in verschiedenen Modellen gesehen habe. Dann hat mir auch noch ein Freund geschrieben, dass das hellblaue Cape das perfekte Blau habe, woraufhin ich dachte „Verdammt, er hat Recht, es ist wirklich das perfekte Blau!“ – Diese Jacke brauche ich jetzt also wohl auch noch.
Ich wünschte nur, wir hätten auch Modelle für Männer kreiert, weil mir so viele Männer schreiben, dass sie die Jacken auch gerne tragen würden. Das Problem an der Kollektion ist ja, dass ich die Ärmel absichtlich kürzer designt habe, weil ich es mag, sie auf halber Höhe zu tragen. Jetzt ärgere ich mich ein klein wenig darüber, dass die Männer sie jetzt nicht tragen können.
Du sagtest mal, du würdest Barbour einerseits mit dem Glastonbury Festival, andererseits mit deiner Kindheit, die du oft im Stall verbracht hast, verbinden – womit würdest du die Jacken aber im Alltag kombinieren?
Heute trage ich meine lange Jacke mit einem Abendkleid, was ich ziemlich cool finde. Und vor ein paar Tagen hat Laura Bailey die blaue Version von „Pip“ zu einer weißen Jeans kombiniert – wenn ich es also ganz einfach runterbrechen müsste, würde ich sagen: Tragt „Pip“ mit einer Jeans und kombiniert eine lange Jacke mit einem Paillettenkleid.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview erschien bei This is Jane Wayne